
Jürgen Bendszus,
Dipl.-Pädagoge,
berechtigt zur Psychotherapie (HPG)
Typen der Angst
(Teil 1)
Gesichter und Typen der Angst - Ursachen - Lebensängste
- Phobien - Ängste bewältigen und überwinden
Ängste gehören zu unserem Leben.
Ängste fordern uns heraus und können auch zu großen Leistungen
führen. Manche Menschen leiden aber unter übermäßiger Besorgtheit
und übermäßiger Ängstlichkeit. Im Extremfall können Panikattacken
erlebt werden.
Diese Ängste machen unfrei, schränken
unsere Lebensqualität und Leistungsfähigkeit ein. Besonders in sozialen
Beziehungen, in Partnerschaft und Beruf, können Ängste ungünstige
Auswirkungen haben. Ängstliche Menschen werden leichter ausgenutzt.
Ängste und Selbstunsicherheit verhindern, dass sie ihre
Möglichkeiten, Begabungen und Potentiale im Beruf und in privaten
Beziehungen voll ausschöpfen.
Wir können
die Ängste verdrängen oder uns ihnen stellen. Nur wenn Sie Ihre
Ängste ansehen und ihre Hintergründe verstehen, werden sie diese
Ängste überwinden und
bewältigen!
Hier erfahren Sie ...
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welche Typen und Gesichter der Angst
es gibt |
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welches die wichtigsten
psychologisch verstehbaren Lebensängste sind |
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Wie Urvertrauen
und Selbstvertrauen in der frühen Kindheit entstehen |
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Wie spezifische
Ängste (Phobien) erlernt werden |
 | Wie
Lebensängste überwunden werden können |
In der Medizin unterscheiden wir
zwischen drei grundverschiedenen Typen der Angst:
Ängste aufgrund
von körperlichen Erkrankungen
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Ängste aufgrund
von psychiatrischen
Erkrankungen
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Psychologisch
verstehbare übermäßige Ängstlichkeit und spezifische
Ängste, Phobien
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Angst und Unruhe entstehen durch
physiologische, krankhafte Prozesse.
Ursachen
können sein:
neurologische
Erkrankungen (z.B. Hirntumor,
Multiple Sklerose u.a.)
internistische
Erkrankungen (z.B. der Schilddrüse, des Herzens, des Blutes
u.a.)
Therapie: ärztliche
Somato(Körper)therapie |
Durch
Drogen und Pharmaka; oder im Rahmen von schweren "endogenen"
Depressionen und bei Psychosen
Therapie: Somatotherapie und
Psychotherapie
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Diese Ängste
werden auf dieser Website weiter beschrieben und erklärt.
Therapie: Psychotherapie
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Gesichter
der Angst - Fallbeispiele (Namen und
Details geändert)
Jens
rief mich an, weil er in der Volkshochschule ein Seminar
besuchen wollte. Er traue sich aber nicht hinzugehen. Die
fremden Menschen und die neue Situation machten ihn unsicher und
ängstlich. Er stand in dem Konflikt, zu Hause zu bleiben oder
in das Seminar zu gehen.
Ingrid schrieb mir, sie sei
schon immer ein ängstlicher Typ gewesen. In der letzten Zeit
sei es schlimmer geworden: "Angst, ich kippe um - Angst,
blind zu werden - Atemprobleme - häufiges nächtliches
Aufwachen" . Sie überlegte, ob sie mehr Sport machen
sollte, um ihre Ängste zu überwinden.
Karin, 35 J., war
Krankenschwester und zugleich als Hausfrau in ihrer Familie
tätig. Weil ihre 3 Kinder schon in jugendlichen Alter waren,
hatte sie sich in Lehrgängen darauf vorbereitet, die
Abiturprüfung nachzuholen. 2 Wochen vor der Prüfung rief sie
mich aufgeregt an und klagte, daß sie in der letzten Zeit immer
nervöser geworden sei und nachts vor Unruhe häufig aufwache.
Sie habe Angst vor der Abiturprüfung.
An diesen Beispielen sehen wir,
dass Ängste unsere Freiheit und Lebensqualität
beeinträchtigen: Menschen trauen sich weniger zu, sie haben
Hemmungen, haben Angst vor neuen Beziehungen, leiden unter einer
dauernden Überwachheit und Anspannung. Sorge bestimmt ihr
Leben.
Dazu können auch
noch körperliche Erkrankungen ausgelöst oder verstärkt
werden. Viele Menschen überspielen und verdrängen aber ihre
Ängste, und ihre Ängste verstecken sich hinter körperlichen
Leiden und Störungen. Und chronische Angst macht depressiv!
Ängstliche Menschen behaupten sich in Konflikten nicht so gut
wie andere und vermeiden die Durchsetzung ihrer Interessen und
Bedürfnisse. Oft verdrängen sie dabei ihre Aggressionen, aber
das verursacht neue innere Schwierigkeiten.
Die wichtigsten Lebensängste
sind:
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Angst vor: Arbeitslosigkeit,
einem Verkehrsunfall, Einbruch, Gewalt, Spannungen durch Zuzug
von Ausländern. Diese für viele Menschen wichtigen Ängste
werden von Menschen mit einer ängstlichen Persönlichkeit noch
intensiver erlebt. |
In der psychologischen
Beratung und Therapie begegnen wir häufig Menschen, die
darüber hinaus noch ganz individuelle, persönliche Ängste
übermäßig stark erleben. Hierzu gehören:
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Besorgtheit, eine
Partnerbeziehung könnte zerbrechen - Sorge um die eigenen
Kinder oder die alten Eltern - Angst vor Einsamkeit -
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Angst vor
Prüfungen und Leistungsversagen - Angst vor
öffentlicher Bloßstellung |
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Übermäßiges
Angsterleben in Lebenskrisen und dem Übergang in neue
Lebensphasen wie z. B. bei Scheidung, Verlust eines Menschen,
neuen Partnerbeziehungen, beruflichen Veränderungen und
Herausforderungen |
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Ängste vor
biologischen Veränderungen, Krankheit, Alter und dem Sterben
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In
therapeutische Praxen gehen auch viele Klienten, die an ganz
spezifischen, manchmal schwer nachvollziehbaren Ängsten,
sogenannten Phobien, leiden: Panikattacken mit
Atemnot oder Herzproblemen, soziale Phobien (Ängste vor anderen
Menschen oder dem anderen Geschlecht), Angstzustände in großen
Räumen, bei Bahn- oder Flugreisen, Angst vor dem Erröten,
Angst vor Tieren, Spinnen und etliche weitere Phobien und schließlich
Angst vor der Angst.
Jugendliche sind besonders
ängstlich besorgt, dass ihre Persönlichkeit und ihr Aussehen,
ihr Körper und ihr Gesicht, von anderen abgelehnt werden. Im
Hintergrund dieser ängstlichen Sorge um den Körper
steht ein zu geringes Selbstwertgefühl und zu wenig
Selbstvertrauen.
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Menschen erleben ganz
unterschiedliche und vielfältige Ängste. Dennoch lassen sich die
vielen Ängste auf wenige Grundängste oder existentielle
Urängste zurückführen. Gewöhnlich sind diese Grundängste
verdrängt, weil der Mensch es gar nicht aushalten könnte, sich
dieser Ängste ständig bewusst zu sein.
Es kann jedoch schicksalhafte Situationen
wie Trennung, Verlust und andere Krisen geben, in den diese Urängste
aus dem Unbewussten hervorbrechen und sich dann zum Beispiel in
Alpträumen zeigen.
Nach Irvin
D. Yalom, einem bekannten amerikanischen Psychiatrieprofessor und
Vertreter der existenziellen Psychotherapie, gibt es vier
Grundängste oder Urängste, aus denen sich alle
Gesichter der Angst herleiten lassen.
Vier Urängste
vor
. ..
dem Tod
...der Einsamkeit
...vor der
Freiheit
... vor
dem sinnlosen Leben
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Durch
die Familiensituation, die Umwelt und durch lebensgeschichtliche
Lernprozesse werden diese Urängste schon in der frühesten Kindheit
geformt. Jeder Mensch erwirbt eine ganz persönliche Strategie,
mit diesen Urängsten umzugehen: Zum Beispiel kann die Angst vor
einem sinnlosen Leben durch Rastlosigkeit oder Arbeitssucht
verdrängt werden. - Oder es kann die Angst vor der Einsamkeit
durch ein übermäßiges Anklammern an einen anderen Menschen
bewältigt werden - mit der Folge, dass sich die Angst vor der
Einsamkeit im Gewand der Eifersucht verstecken könnte. - Die Angst
vor Alter und Tod kann durch die Fixierung an einem jugendlichen
Lebensstil verdrängt werden. - Und der Angst vor der Freiheit
könnte man entgehen, indem man allen Lebenssituationen ausweicht,
in dem man selbst Entscheidungen treffen muss - ein Problem, dass
viele Bürger der ehemaligen DDR hatten, die in dem autoritären
Staat den Gebrauch der Freiheit zu wenig lernten.
Wie kommt es, dass sich die Menschen in ihrer Ängstlichkeit
unterscheiden? Warum haben die einen mehr Selbstvertrauen, während
andere Menschen eine ängstliche und pessimistische Sicht vom Leben
haben? Was sind die Quellen des Ur- und Selbstvertrauens? Wie
entstehen die Ängste in der Kindheit?
Mehr dazu habe ich auf meiner Webseite "Angstursachen"
geschrieben.
Auch in meinem Buch
"Selbstwert und Beziehung" habe
ich viel über das Selbstvertrauen und über die Gründe für fehlendes
Urvertrauen geschrieben.
© 2019
Jürgen Bendszus,
Dipl.-Pädagoge,
berechtigt zur Psychotherapie (HPG |